Propeller, Prothesen, Pizza: 3D-Drucker sollen in Zukunft fast alles herstellen können und so die Industrie revolutionieren. Es gibt Experten, die vor überzogenen Erwartungen warnen, und diejenigen, die bereits heute einen durchaus interessanten Nutzen aus dieser Technologie ziehen. Einer davon ist Martin Schwalm, seit einigen Monaten Besitzer eines 3D-Druckers.
Es riecht ein wenig nach verschmorten Plastik. Diesen Geruch verbreitet eine kleine Düse, die in einem schwarzen Kasten hektisch hin und her zuckelt und geschmolzenen Kunststoff auf eine Plattform spritzt. Schicht für Schicht entsteht eine schwarz schimmernde Kameraabdeckung, Teil einer Konstruktion, die Martin Schwalm als dreidimensionale Figur im Computer entworfen hat. Eine Software übersetzt die Gestalt in Druckbefehle, eine „räumliche Heißklebepistole“ baut das gewünschte Objekt schichtweise aus Plastik auf.
„Dieser Vorgang hört sich vielleicht langwierig an,“ so Martin Schwalm. „Und von jetzt auf gleich geht es auch wirklich nicht. Stunden oder sogar auch Tage können je nach Komplexität der Figur vergehen, bis ein 3D-Druck fertig ist. Dennoch ist es gerade zu Beginn einer Entwicklung die schnellste Methode, um eine Idee greifbar zu machen. Wenn etwa ein Designer ein Computergehäuse entwirft oder einen Kugelschreiber, so werden diese Gegenstände in der Massenfertigung meist in Sekundenschnelle durch das Einspritzen von weichem Kunststoff in eine Form hergestellt. Nur: Es ist sehr langwierig, die Formen herzustellen und die Maschinen darauf einzustellen. Für Prototypen lohnt sich das nicht, dort war und ist vor allem Handarbeit gefragt. Und weil sich Prototypen heute mit 3D-Druckern viel schneller anfertigen lassen, wird diese Technik z. B. für uns als Ingenieure und Tüftler immer interessanter.
Ob das Verfahren auch in der Massenfertigung eine Rolle spielen und damit die beschworene industrielle Revolution lostreten wird, ist meiner Meinung nach jedoch fraglich. Aber für mich bzw. für die Schwalm Robotic sind die Vorteile schon heute offensichtlich. In der Gestaltung eines Prototypens sind wir viel freier als mit herkömmlichen Fertigungstechniken. Denn je komplizierter ein Objekt ist, umso aufwendiger ist dessen Herstellung. Entweder muss am Rohling gebohrt und gefräst werden oder die Gussform wird immer aufwendiger, die Kosten steigen an. Ein 3D-Drucker bietet uns ein interessantes Sparpotenzial. Denn der Drucker verbraucht nur das Material, was unbedingt nötig ist und macht im Idealfall Schweißen und Schrauben überflüssig.
Unterm Strich sehe ich heute den 3D-Druck als ergänzende Technologie an, aber nicht als Revolution. Mich erinnert die Euphorie stark an die Zeit vor 20 Jahren. Damals waren Laser der letzte Schrei. Heute haben sie ihren Platz, aber es wird auch weiterhin gebohrt und gefräst. Hinzu kommt, dass die Geräte bisher nur ausgewählte Materialien verarbeiten können und meist auf eines festgelegt sind. Aber es gibt erste Maschinen, die wie ein Farb-Tintenstrahldrucker, mehrere Kunststoffe zugleich aufbringen können. Metall und Plastik zusammen kann aber noch keiner verarbeiten, da sich die Verfahren zu sehr unterscheiden. Es bleibt also spannend, wohin sich diese Technologie noch entwickeln wird.“