Die Entwicklung des 3D-Drucks schreitet mit großen Schritten voran. Was vor ca. einem halben Jahrhundert mit der ersten Idee für einen 3D-Drucker des britischen Physikers und Science Fiction-Autors Arthur C. Clarke als Zukunftsvision begann ist heute eine 3D-Druck-Industrie, die jährlich um 30 Prozent wächst. Baupläne aus dem Computer werden unmittelbare Wirklichkeit, vom digitalen Entwurf bis zum fertigen Produkt war der Weg noch nie so kurz wie heute. Mit dreidimensionalen Druckverfahren benötigt die Herstellung weniger Material, Arbeitsaufwand und Energie, Waren können in geringeren Mengen und nach individuellem Bedarf produziert werden.
Richtig an Fahrt aufgenommen hat der 3D-Druck Anfang der 80er Jahre, getrieben durch den Bedarf an schnellen und kostengünstigeren Lösungen zur Generierung von Prototypen für die Serienfertigung. Ausschlaggebende Gründe, warum auch Martin Schwalm seit einigen Jahren auf den 3D-Druck setzt. Die Vorteile sind offensichtlich. „In der Gestaltung eines Prototypens sind wir viel freier als mit herkömmlichen Fertigungstechniken. Je komplizierter ein Objekt ist, umso aufwendiger ist dessen Herstellung. Entweder muss am Rohling gebohrt und gefräst werden oder die Gussform wird immer aufwendiger, die Kosten steigen an. Ein 3D- Drucker bietet uns ein interessantes Sparpotenzial."
Seit einigen Monaten ist eine neue Generation eines 3D-Druckers bei der Schwalm Robotic GmbH im Einsatz. Wir haben bei Martin Schwalm nachgefragt, welche Möglichkeiten die weiterentwickelte Technologie bietet und wohin sich der 3D-Druck auch in den nächsten Jahren noch weiter ausdehnen wird.
Redaktion: Herr Schwalm, seit ein paar Monaten ist ein 3D-Drucker, neuester Generation, bei Ihnen im Einsatz. Um was für ein Gerät handelt es sich? Was kann dieser 3D-Drucker mehr oder besser, als das Vorgängermodell?
Martin Schwalm: Es handelt sich um den 3D-Drucker der Marke Stratasys, Typ F370. Eine neue Gerätegeneration, die im Verhältnis zu unserem bisherigen 3D-Drucker aus dem Jahr 2012 zahlreiche, innovative Lösungen bietet. Vorne an maximale Materialvielfalt und eine optimale Bauraumgröße. Sieben verschiedene Materialien, u. a. auch Gummi, können hiermit gedruckt werden. Der Bauraum ist darüber hinaus deutlich größer, das Drucken selbst ist viel schneller, genauer und feiner. Der Druck von Funktionsmodellen mit diffizilen Bauteilen erfolgt auf ein Zehntel Millimeter genau. Weitere Vorteile sind die größeren Materialmagazine, sprich Spulen, die Materialstärken sind variabel und der Farbwechsel erfolgt prompt. Die heute zur Verfügung stehende Technik ist rasant gewachsen, die Qualität hervorragend.
Redaktion: Als wir vor über vier Jahren zum ersten Mal über diese Technologie mit Ihnen sprachen, meinten Sie, dass der 3D-Druck eine ergänzende Technologie sei, nicht aber eine Revolution. Sehen Sie das heute genauso?
Martin Schwalm:Vom Grundsatz her sehe ich das noch genauso. Es ist weiterhin eine ergänzende Technologie, die ein exzellentes Potential für unseren Geschäftsbereich bereithält. Allein durch die Möglichkeit, dass die neue Drucker-Generation auch NBR - ein sogenannter Synthesekautschuk - verarbeiten kann, lässt uns heute Prototypen von Funktionsmodellen mit weichem Kantenschutz drucken. Das war bisher nicht möglich. Mich begeistert diese Technologie. Sie schafft Zeit- und Kostenersparnis. Täglich „fütter“ ich die hier im Einsatz befindlichen 3D-Drucker mit CAD-Daten, die über Nacht unbeaufsichtigt die additive Fertigung von Prototypen übernehmen. Am nächsten Morgen halte ich dann das gedruckte Ergebnis in den Händen und freue mich darüber, dass ich dafür nicht die Serienproduktion an unseren CNC-Maschinen unterbrechen musste. So lange ist das nämlich noch gar nicht her, dass das der übliche Weg war, um Prototypen überhaupt herstellen zu können.
Redaktion: Wohin entwickelt sich der 3D-Druck Ihrer Meinung nach in den nächsten 10 Jahren generell und im Speziellen auf Ihr Geschäftsfeld bezogen? Welches Potenzial sehen Sie hier?
Martin Schwalm: Auch wenn es sich beim 3D-Druck noch um eine sehr junge Fertigungstechnologie handelt, ist diese schon heute nicht mehr aus der Industrie wegzudenken. Das Hauptanwendungsgebiet bleibt aber vorerst noch für uns das Prototyping – eine vollständige Ablösung traditioneller Fertigungstechniken ist noch nicht absehbar. Dennoch reift die additive Fertigung sehr schnell und mit ihr die Materialvielfalt.
Redaktion: Vielen Dank für das interessante Gespräch.